Noch klein – aber schon Gottes Kinder

(Mit Kleinkindern Gottesdienst feiern)

Eine Mutter hat Wünsche.
Den Anfang machte der Wunsch einer zweifachen Mutter unserer Kirchgemeinde nach einer Art „Krabbelgottesdienst“. Das Beste daran war: Frau K. hatte Lust, selbst bei der Gestaltung solcher Gottesdienste mitzuarbeiten. Mit einem Pfarrer und einer Katechetin entstand im Herbst 2004 ein Vorbereitungsteam. Es gibt einmal monatlich einen Gottesdienst für Kleinkinder und ihre Familien. Er dauert 30-40 Minuten und findet sonntags 10 Uhr in der Fuchshainer Kirche auf dem Altarplatz und im beheizbaren Vorraum statt. Zum Gottesdienst werden Familien mit Kleinkindern aus unseren vier Gemeinden brieflich eingeladen. Außerdem hängen wir zu besonderen Anlässen, wie Erntedankfest oder Advent, Plakate in den  Kindergärten aus.

An Themen fehlt es nicht.
Es gibt kein festes Schema für die Gottesdienste, vieles haben wir schon ausprobiert: Im Advent gab es einen Besuch der schwangeren Maria, die von Freude und Erwartung erzählte, zu Epiphanias eine Prozession der Kinder als heilige Könige durch die Kirche zur Krippe, einen Ostergottesdienst mit einem Bodenbild, wo die Frauen zum Grab laufen und es offen stehen finden, oder vor den Ferien eine Urlaubsreise in und um die Kirche unter dem Leitgedanken: Gott ist auch dabei, wenn wir wegfahren.

Kinder brauchen wiederkehrende Rituale.
Bei aller Abwechslung gibt es dennoch feste Rituale: So beginnt Frau K. jeden Gottesdienst mit einem Begrüßungslied, bei dem jedes Kind mit seinem Namen und einer bestimmten Bewegung begrüßt wird. Das Lied ist so einfach, dass auch neue Besucher es sofort mitsingen können.
Außerdem steht in der Gottesdiensteinladung an die Kinder der Auftrag, jeweils einen bestimmten Gegenstand mitzubringen, der mit dem Thema zusammenhängt (z.B. ein Plüschtier beim Thema Tiere oder ein Verkehrsmittel beim Thema Urlaub). Meistens liefert dieses Mitbringsel dann auch den Einstieg nach der Begrüßungsrunde. Am Ende bekommen die Kinder etwas mit nach Hause (z. B. eine Karte, einen Aufkleber oder etwas, was sie selbst gebastelt oder gestaltet haben).

Singen natürlich ohne Noten und Texte.
Fester Bestandteil sind die Lieder: mit Bewegungen, mit sehr kurzen oder einfach abwandelbaren Texten (oft zum Thema selbst erdacht), aber auch alte Kinderlieder, die wir mit Kindern und Eltern einüben wollen, um die Familien anzuregen, auch zu Hause mit ihren Kindern zu singen. Dazu setzen wir alle Instrumente ein, die wir beherrschen: Gitarre, Orgel, Akkordeon und Orff´sche Instrumente. Am Ende des Gottesdienstes steht immer der Segen, oftmals unter Handauflegung vom Pfarrer jedem Kind persönlich zugesprochen. Auch mit den Eltern haben wir dieses Ritual geübt, um sie  zu ermutigen, auch zu Hause ihre Kinder zu segnen.

Zum Beispiel: Erntedankfest 2005
Die Kinder sollen etwas mitbringen, womit man den Altar schmücken kann.

Im Altarraum steht ein niedriger Tisch als Altar, da herum ein Stuhlhalbkreis für Eltern und Kinder. 10 Uhr läuten die Glocken, nach und nach kommen die Kleinen mit den Eltern durch den Gang der Kirche nach vorn, wir begrüßen alle und bewundern die mitgebrachten Körbchen mit Obst, die Blumen und Kerzen. Nachdem alle einen Platz gefunden haben, beginnt Frau K. mit dem Begrüßungslied. Die meisten Kinder sind dabei halb erfreut, halb beschämt und auf jeden Fall ein bisschen aufgeregt, wenn sie an die Reihe kommen und die ganze Runde ihren Namen singt.

Wir haben den Altar selbst geschmückt.
Noch ist der Altartisch leer. Alle sind sich einig, dass hier etwas passieren muss. Nach und nach zeigen die Kinder ihre mitgebrachten Dinge und schmücken den Altar. Auch der zweijährige Konrad kann seine Blume auf den niedrigen Tisch legen. So kommt jedes Kind zum Zug und hat seinen Anteil an dem prächtig geschmückten Altar. Am Schluss der Schmück-Aktion zeige ich ein Buch, das auch auf den Altar gehört, die Größeren wissen es: Das ist die Bibel. Ein Vers aus Gen. 1 wird gelesen, die Kinder hören: Gott hat die Pflanzen und Früchte geschaffen.

Ein Geheimnis wird erforscht.
Die Mitarbeiter haben auch etwas mitgebracht: Ein kleines Schälchen wird herumgezeigt, die Kinder stehen auf und kommen heran, um zu sehen, was in dem Schälchen ist: Zitronenkerne! (Aber das war ziemlich schwer zu erraten!) Dann wird die dazugehörige Pflanze gezeigt und zum Schluss die Zitrone. Danach betrachten und befühlen die Kinder Getreidekörner, Mehl und Brot; Apfelkerne, einen Zweig vom Apfelbaum, einen Apfel und Apfelsaft; einen Nusskern und einen Zweig mit Nüssen. Sie bestaunen „live“ das Wunder, wie Gott aus kleinen Kernen am Ende Obst und Brot entstehen lässt. Abschließend besingen wir das gemeinsam: „Du hast den Apfel (das Brot etc.) so schön gemacht.... Gott wir danken dir!“

Schmecken und sehen, wie freundlich Gott ist.
Nun liegen Brot, Äpfel, Nüsse auf dem Altar, der Apfelsaft steht dabei, dazu die mitgebrachten Früchte. Wir danken Gott für all diese Gaben und dann lassen wir sie uns schmecken! Mit einem weiteren Lied und dem persönlich zugespochenden Segen endet der Erntedankgottesdienst. Zum Schluss können sich die Kinder noch aus einer Anzahl von Karten mit Früchten und Pflanzen eine zur Erinnerung mit nach Hause nehmen.


Auf den Punkt gebracht:
1. Im Team mit Eltern zusammen vorbereiten, Ort, Zeit, Themen und Gestaltung bestimmen.
2. Schriftliche, persönliche Einladung für jedes Kind bzw. jede Familie.
3. Kinder bringen etwas mit und bekommen etwas mit nach Hause.
4. Es gibt feste Rituale: Begrüßung, Lieder, Bibellesung, Segen...
5. Kinder sind beteiligt, dürfen sich bewegen und mittun.
6. Auch Eltern lernen: Lieder, Segen, Beten mit Kindern.


Veröffentlicht in „Gottesdienst mit Kindern in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens“, TPI 2006